20.04.12 | Konzert mit Tollemer und Rüsing
Konzertbericht Dany Tollemer und Andreas Rüsing am 20.4.2012 am AKG Schwabach
Der Titel der dritten Zugabe fasste den Konzertabend mit Dany Tollemer und Andreas Rüsing in einem Wort zusammen: „Formidable“! Doch nicht nur mit dem Klassiker von Charles Aznavour gelang es dem kleinen französischen Wirbelwind das Publikum am vergangenen Freitagabend im gut gefüllten Atrium des Adam-Kraft-Gymnasiums in ihren Bann zu ziehen. Stets hervorragend unterstützt und begleitet durch Ihren Bühnenpartner am Flügel bot die Wahl-Nürnbergerin Dany Tollemer mit einer ebenso kraftvollen wie klaren Stimme einen exquisiten Querschnitt der französischen Chansonkultur und interpretierte gekonnt Bekanntes und Modernes, Poetisches und Verrücktes, Maskulines und Feminines, kurz: des chansons formidables!
Das Partnerschaftskomitee Schwabach – Les Sables d´Olonne hatte zum deutsch-französischen Konzertabend geladen und durfte rund 90 Liebhaber des französischen Liedguts begrüßen, das ja seit eh und je weit über bloße Schlagerromantik oder einen profanen Unterhaltungsanspruch hinaus geht. Chansons sind in Noten verpackte, kleine Kunstwerke oder lyrische Glanzlichter, die mit der Kombination von Musik und Text oft den aktuellen Zustand der Gesellschaft trefflich widerspiegeln. Dass dies fast überall funktioniert, wenn auch vielleicht etwas besser und pointierter im Land jenseits des Rheines, machte dieser Musikabend deutlich. Dany Tollemer und Andreas Rüsing hatten eine sehr bewußte Auswahl ihrer Stücke getroffen und balancierten geschickt zwischen der Melancholie Jacques Préverts (Les feuilles mortes), Jacques Brels (Ne me quitte pas) oder Serge Gainsbourgs (Accordéon) und der beschwingten Lust und Fröhlichkeit mit Stücken von Charles Trenet (Débit de l´eau, débit de lait) oder Léo Ferré (Jolie môme).
Die von der in Châtellerault (Region Poitou-Charentes) geborene Künstlerin sympathisch eingestreuten Einleitungen und Erläuterungen zu den Chansontexten wurden von dem sehr sachkundigen und francophilen Publikum stets gerne angenommen. Denn vor dem mit eindrucksvollem Temperament und Präzision vorgetragenem Zungenbrechertitel „T´as pas tout dit“ von Boby Lapointe mussten selbst intensive Französischkenner ehrfürchtig klein bei geben. Ob da wirklich ein VHS-Kurs zum vollen Verständnis und zur perfekten Aussprache, wie von Dany Tollemer vorgeschlagen, ausreicht?
Einer musikalischen Reise durch Deutschland, Frankreich und Europa (Barbara/“Göttingen“; Brel/ „Amsterdam“; Nougaro/ „ Toulouse“) folgte der Schlenker zum gerade bevorstehenden Wahlwochenende in Frankreich. Tollemer stellte scherzhaft die Frage in den Raum, ob sich Carla Bruni´s „Le plus beau du quartier“ (Der Schönste des Viertels) wohl auf Ihren Ehemann, den (noch) amtierenden Staatspräsidenten Nicolas Sakozy bezieht? Sein pfauenhaftes Auftreten lege so manches Mal diese Vermutung nahe, gab die Sängerin mit Augenzwinkern bekannt und brachte eine perfekte Interpretation des Bruni-Liedes zu Gehör. Dass dabei auch das Publikum zur Übernahme des „Pfeiff-Parts“ animiert wurde und dies auch gerne tat, macht nur deutlich, wie gerne sich die Zuhörer für zwei Stunden musikalisch ins Land der „Grande Nation“ entführen ließen.
Danach brachte das Duo dem begeisterten Publikum quasi „en passant“ näher, dass die Blume der deutsch-französischen Partnerschaft, die Rose („La vie en rose“), direkt an der Grenze blüht und wie Männer und Frauen in Liebesangelegenheiten funktionieren („C´est compliqué“; „Tel qu´il est“). Die beeindruckende Stimme und das schauspielerische Talent der Künstlerin machte jedes Stück, selbst wenn man die ursprüngliche Interpretation des Gitanes vernichtenden, knarzigen Chansoniers im Ohr hat, zum veritablen Augen-und Ohrenschmaus.
Am Ende durften die Klassiker „Milord“, „Champs Elysées“ und „Comme d´habitude“ nicht fehlen und der frenetische Beifall und eine herzliche Verabschiedung durch Komiteevorsitzenden van Loosen machte den ersten Auftritts von Dany Tollemer und Andreas Rüsing in Schwabach für alle Seiten zum bleibenden Erlebnis. Der Auftakttitel des Abends von Charles Trenet bringt es auf den Punkt: Ein Konzert zum Wiederholen: „C´est si bon“!
23.4.2012/rvl